Die Berliner Anwältin Nora verlässt eines Tages ohne Vorankündigung ihren Mann und ihre beiden Kinder. Getrieben von unbändigem Verlangen nach Freiheit, reist sie durch Europa. Unter falschen Identitäten sucht sie eine neue Heimat. Unterdessen versucht ihr Mann Philip, in Berlin die Familie zusammenzuhalten. Seit Noras Verschwinden ist sein Alltag jedoch auf den Kopf gestellt. Derweil wittert seine heimliche Affäre die Chance, eine richtige Beziehung einzugehen.
Ausgezeichnet mit dem Prädikat "Besonders Wertvoll" von der Deutschen Film und Medienbewertung. Die in ihrer Jury Bewertung unter anderem schreibt: "Die Balance einer Darstellung zwischen mitfühlender Empathie und entfremdeter Distanz ist das Verdienst der großartigen Johanna Wokalek, die ihre Figur mit den sich wandelnden Identitäten und Namen bedingungslos intensiv verkörpert. Zusammen mit ihr erkundet der Zuschauer neugierig und fasziniert die fremden Welten und Kulturen und findet neue Freunde, die immer auch interessante und authentische Figuren abgeben. Speckenbach arbeitet intensiv und auf ganz eigene originelle Weise mit Licht und Farbe, mit Symbolen, Nahaufnahmen und Projektionen, um das Gefühlsleben seiner Protagonisten filmisch zu spiegeln. Doch neben der Geschichte des Aufbruchs erzählt Speckenbach auch einfühlsam von der Familie, die zurückbleibt. (…)
Die beiden Schicksale verbindet Speckenbach stringent zu einem Ganzen, niemals ergreift er Partei. Er ist sich seiner filmischen Mittel sehr sicher, untermalt mit der Musik treffend die Gefühle seiner Protagonisten und findet nicht zuletzt schnell einen stimmigen Rhythmus. Die Nebenrollen sind präzise besetzt, die Nebenhandlungsstränge zu Beruf und sozialen Beziehungen der Ex-Partner treiben die Handlung elegant und konstruktiv voran.
Vor allem setzt der junge Filmemacher auf zwei grandiose Hauptdarsteller. Seine Geschichte einer schmerzhaften Separation und einer tiefen Verunsicherung ist jedoch mehr als ein Familiendrama. Es verweist in der Subebene auf eine Grundfrage der Gesellschaft, das Spannungsfeld zwischen Individualität, Freiheit und dem Glücksversprechen auf der einen, dem Eingebundensein in Zwänge und Strukturen auf der anderen Seite, das jeden Tag im Kleinen wie im Großen neu austariert werden muss."