


Die 18-jährige Kaja verbringt mit ihrer jüngeren Schwester Emilie ein paar ausgelassene Ferientage in einem Sommercamp auf der norwegischen Insel Utøya. Es gibt Streit zwischen den Schwestern und Kaja geht alleine zu dem geplanten Barbecue. Angeregt diskutieren die Jugendlichen über aktuelle politische Entwicklungen, als plötzlich Schüsse fallen. Erschrocken suchen Kaja und die anderen Schutz im Wald. Rasend kreisen ihre Gedanken. Was passiert um sie herum? Wer sollte auf sie schießen? Kein Versteck scheint sicher. Doch die Hoffnung auf Rettung bleibt. Und Kaja setzt alles daran, Emilie zu finden. Während die Schüsse nicht verstummen wollen.
Am 22. Juli 2011 werden 500 Jugendliche in einem Ferienlager auf der Insel Utøya von einem schwer bewaffneten Attentäter überfallen – ein Trauma, das Norwegen bis heute tief erschüttert. Um dem Täter die Bühne zu nehmen, stellt Regisseur Erik Poppe die Opfer in den Mittelpunkt seines Spielfilms. Konsequent aus ihrer Sicht inszeniert und in einer einzigen Einstellung gedreht, gelingt ihm eine atemlose Rekonstruktion des Geschehens von ergreifender Wucht. UTØYA 22. JULI bleibt ganz nah bei seiner Hauptfigur Kaja – grandios verkörpert von Nachwuchstalent Andrea Berntzen, deren intensives Spiel uns in den Bann zieht und nicht mehr loslässt. Ein Film gegen das Vergessen und die Sprachlosigkeit.
Ausgezeichnet mit dem Prädikat "besonders wertvoll" von der Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) die in ihrer Jurybegründung unter anderem schreibt: " Poppe hat einerseits konsequent vermieden, den Konventionen des Genres zu folgen. So zeigt er eben nicht, wie Menschen erschossen werden und er folgt keiner gängigen Dramaturgie mit Spannungsbögen und der Art, wie Täter, Helden und Opfer in fiktiven Filmen in der Regel repräsentiert werden. (…) Von diesem Ende und der Collage von Medienbildern des ersten Anschlags in Oslo am Anfang des Films abgesehen, wird in einer einzigen Einstellung von den 72 Minuten erzählt, die der Anschlag gedauert hat. Und zwar aus der Perspektive einer der Schüler*innen, die in dem Ferienlager auf der Insel das Attentat miterlebt. Poppe zwingt die Zuschauer geradezu, das Geschehen aus ihrem Blickwinkel mitzuerleben. Sie können so unmittelbar und sehr authentisch nachempfinden, was die Protagonisten Kaja sieht, weiß, tut und vor allem empfindet, denn der Schock, die Angst und das Entsetzen werden nicht durch die in fiktiven Filmen sonst üblichen Distanzierungsangebote wie Stilisierung, Typisierung, Perspektivwechsel oder auch die Montage gefiltert. Sowohl ästhetisch wie auch inhaltlich erzählt Poppe radikal im Sinne der Opfer. Und dass zu denen auch die Überlebenden (auf deren Aussagen das Drehbuch basiert) gehören, macht er mit einer oft schwer zu ertragenden Intensität deutlich, wenn er zeigt, wie traumatisch diese 72 Minuten für die Beteiligten waren.

