In den imposanten Bergen Kappadokiens betreibt der ehemalige Schauspieler Aydin ein kleines Hotel, in dem er mit seiner deutlich jüngeren Frau Nihal und seiner gerade geschiedenen Schwester Necla wohnt. Nebenbei vermietet er im Dorf diverse Häuser. Die Drecksarbeit übernimmt für ihn der Hausmeister Hidayet, denn Aydin hat Besseres zu tun. Er schreibt belehrende Kolumnen für eine Regionalzeitung und arbeitet an einem Buch über die Geschichte des türkischen Theaters. Während die Kälte des Winters unaufhaltsam in die bescheidenen Unterkünfte dringt, wachsen die Spannungen zwischen Aydin und seinem Umfeld. In den Konfrontationen mit den Dorfbewohnern geht es um Geld und Ehre, die eher theoretischen Dispute mit seiner Schwester drehen sich um philosophische Fragen und der Konflikt mit seiner Frau, die ein örtliches Wohltätigkeitsprojekt betreut, wächst zu einer fundamentalen Auseinandersetzung über Liebes- und Lebensentwürfe. So offenbart sich Aydin im Laufe des Films zunehmend als selbstgefälliger Zyniker, der die Menschen um sich herum klein zu halten versucht und ohne Skrupel demütigt, sobald er seine Stellung als Patriarch gefährdet sieht.
Der Gewinner der Goldenen Palme und des FIPRESCI-Preises des Filmfestivals von Cannes 2014 verbindet grandiose Bilder einer archaischen Landschaft mit einem Kammerspiel um große Fragen über Liebe und Macht, Gesellschaft und Moral. Die mit unermüdlicher Energie betriebenen, präzisen Dialoge werfen einem Blick auf Menschen am Rand der Welt und dringen auf diese Weise tief ins Herz der Gesellschaft ein. In dem ästhetisch ausgereiften Film entwirft Nuri Bilge Ceylan eine profunde Charakterstudie und gleichzeitig ein subtiles Sittenbild seiner türkischen Heimat, in der Meinungsfreiheit und -vielfalt bedroht sind.