Das dystopische Coming of Age Drama erzählt die Geschichte von Wanja, die durch den die nahe Zukunft allgegenwärtig beherrschenden “Algorithmus” von einer Außenseiterin zur Erwachsenen gemacht wird. Sie lässt ihr aufregendes Jugendleben als Taugenichts hinter sich und findet in ihrem neugewonnenen Traumjob als Architektin die Anerkennung, die sie lange vermisst glaubte.
Von nun an müssen Wanjas beste Freunde ohne sie um die Häuser ziehen, um auf Krawall gebürstet, ordentlich Spaß zu haben. Sie sind das einzige und wertvollste Überbleibsel aus Wanjas früherem Leben. Aber ohne ihre Freunde, das einzige und wertvollste Überbleibsel ihrer Vergangenheit als Jugendliche, ist Wanja schrecklich einsam und alleine. Wenn Wanja die Karriereleiter weiter hinauf will, muss sie eine schwerwiegende Entscheidung treffen.
„Youth Topia“ ist das Porträt einer jungen Generation, die zu verstehen beginnt, dass mit dem Privileg der Selbstverwirklichung ein einsamer Pfad eingeschlagen wird. Eine Generation, die unter dem eigens geschaffenen Erfolgsdruck eine Gemeinschaft vermisst, die das einfache Auf-der-Welt-Sein als höchste Form des Glücks empfindet.
In Valpolvra, einem aus der Zeit gefallenen Dorf steht die Selbstverwirklichung im Fokus von allen Bewohnern. Ihre Traumjobs werden zuverlässig durch einen Algorithmus bestimmt. Die zuvor endlose Orientierungsphase der Jugend, die Suche nach dem perfekten Job, die vielen Absagen und alle weiteren Sinnkrisen bleiben den Heranwachsenden so erspart. Stattdessen leben alle erfüllt und produktiv. Wer keinen Job erhält, aufgrund von rebellischen, verantwortungslosen und impulsiven online Profilen, wird vom Algorithmus als jugendlich und somit arbeitsuntauglich eingestuft. Diese Menschen haben die Aufgabe zu warten, bis sie reif genug für einen Job sind. Sie sind befreit von allen Pflichten, aber auch von allen attraktiven Privilegien, die nur Erwachsene genießen dürfen.
Wanja (21) sträubt sich dagegen, erwachsen zu werden. Sie behaust als sogenannte Langzeit-Jugendliche mit ihrer Clique eine alte Scheune, abgeschottet von der produktiven Gesellschaft. Gemeinsam leben sie in den Tag hinein, filmen ihre illegalen Aktivitäten und posten Clips von ihrem unreifen und asozialen Alltag, um für immer jugendlich zu bleiben.
Eines Morgens erhält Wanja überraschenderweise ein Jobangebot. Im Glauben, dass sie als Erwachsene mehr Freiheiten hat und trotzdem dem jugendlichen Lebensstil nachgehen kann, nimmt sie die für sie kalkulierte Stelle als Architektin an. Wanja liebt es, plötzlich so viel Aufmerksamkeit zu bekommen und endlich frei entscheiden zu können. Sie genießt ihre saubere Wohnung, ihr eigenes Auto, ihre sexuelle Bekanntschaft Lukas und das Leben als Architektin im Büro von Eva. Zunächst teilt sie ihr neues Leben großzügig mit ihren Jugendfreunden. Doch je erfolgreicher sie wird, desto unmöglicher wird es, die beiden Welten zu vereinen.
Ein neues Sozialzentrum soll die Langzeit-Jugendlichen dazu zwingen, erwachsen zu werden. Ihr eigenes gewähltes Zuhause, die alte Scheune soll dafür abgerissen werden. Eva bietet Wanja die künstlerische Leitung über dieses Prestigeprojekt an. Bricht Wanja für den Erfolg die letzte Brücke zu ihrem alten Leben ab und verrät ihre einzigen Freunde? Die Einsamkeit überkommt die junge Erwachsene und sie realisiert, dass die Jugendlichen etwas haben, was den Erwachsenen abhandengekommen ist: Gemeinschaft.
Der Film wagt viel; ständige Formatwechsel, wackelnde Handyaufnahmen, ein Kalb im Wohnzimmer. Es ist eine roughe Art der Filmkunst, die an gängigen Social Media Content erinnert und somit ständig Bezug zur Realität schafft. Ein riesiger, weißer Staubberg der unter Electro Pop als Filmkulisse emporsteigt, untermalt wiederum das Gefühl einer cineastischen Utopie. Wer den Mut hat, in Youth Topias utopischer Gesellschaft die unsere zu sehen, kriegt Gänsehaut.